GMP Zell- und Gentherapie

Projekte

Herstellung klinischer Prüfpräparate für die klinische Entwicklung neuer CAR-T-Zelltherapien

Seit 2021 unterstützt das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (Fraunhofer IZI) das international agierende forschende Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb bei verschiedenen europäischen CAR-T-Zell-Entwicklungsprogrammen.

Die Zusammenarbeit umfasst u.a. verschiedene Prozesstransfers für die Herstellung und Qualitätskontrolle gemäß pharmazeutischen Standards (Good Manufacturing Practice – GMP). Nach Ergänzung der zellulären Produkte und Zwischenprodukte in die Herstellungserlaubnis des Fraunhofer IZI gemäß §13 des deutschen Arzneimittelgesetzes (AMG), stellt das Institut die klinischen Prüfpräparate her, die für die entsprechenden klinischen Studien von Bristol-Myers Squibb in Europa erforderlich sind.

CAR-T-Zelltherapien ergänzen seit wenigen Jahren das Behandlungsspektrum von Krebserkrankungen. CAR-T steht dabei für »Chimeric Antigen Receptor T-Cell«, was übersetzt »chimärer Antigenrezeptor T-Zelle« bedeutet. Diese Therapieform nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen gezielt zu bekämpfen.

Präklinische und klinische Entwicklung einer neuartigen CAR-T-Zelltherapie zur Behandlung des Multiplen Myeloms und des klarzelligen Nierenzellkarzinoms

Die CAR-T-Zelltherapie basiert auf dem Prinzip, Immunzellen (T-Zellen) durch genetische Modifikation mit einem künstlichen chimären Antigenrezeptor (CAR) auszustatten. Dieser versetzt die Immunzellen in die Lage, spezifische Oberflächenstrukturen (Antigene) auf Krebs- oder anderen Zielzellen zu identifizieren und daraufhin eine entsprechende Immunantwort zu aktivieren.

Bei den bislang zugelassenen Therapieverfahren werden die T-Zellen mittels viraler Vektoren modifiziert und adressieren in den meisten Fällen das Zelloberflächenmolekül CD19, welches insbesondere bei bestimmten Arten von Blutkrebs und Lymphomen von den Zielzellen exprimiert wird.

Mit der ROR2-CAR-T-Zelltherapie entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Würzburg eine Immuntherapie, die sich sowohl in der Art der genetischen Modifikation, wie auch dem adressierten Zielantigen von den bisher zugelassenen Therapien unterscheidet. Diese soll nun, im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes, in die klinische Anwendung überführt werden.

Das ROR2-Protein ist ein Transmembranrezeptor, der vor allem während der Embryonalentwicklung eine wichtige Rolle spielt. Es wird normalerweise nicht oder nur sehr geringfügig in normalen, gesunden Zellen und Geweben exprimiert. Bei einigen Krebsarten jedoch, darunter das Multiple Myelom und das klarzellige Nierenzellkarzinom, kommt es zu einer hochgradigen Expression auf den betreffenden Krebszellen. Dies macht das Antigen zu einem geeigneten Ziel für entsprechend ausgerichtete CAR-T-Zellen.

In diesem Projekt kommt ein neues, noch in der Erprobung befindliches Verfahren zur Herstellung autologer CAR-T-Zellen zum Einsatz. Die genetische Modifikation der patient*inneneigenen T-Zellen erfolgt hierbei über einen nicht-viralen Gentransfer, durch den, verglichen zum viralen Gentransfer, perspektivisch ein einfacherer, skalierbarerer und damit preiswerterer Herstellungsprozess ermöglicht werden kann. Der chimäre Antigenrezeptor wurde so konstruiert, dass er zusätzlich zur T-Zellaktivierung auch die Überexpression des Transkriptionsfaktors Batf3 initiiert, um die Persistenz der T-Zellen und die tumorizide Wirkung zu verbessern.

Das Fraunhofer IZI verantwortet zwei Schwerpunkte innerhalb des Projektes. Zum einen die präklinische Prüfung der Unbedenklichkeit und Wirksamkeit des neuartigen CAR-T-Zellproduktes im Rahmen einer GLP-Studie, zum andern die pharmazeutische Herstellung der klinischen Prüfpräparate für die klinische Studie, inkl. der vorherigen Etablierung und Validierung des Herstellungsprozesses sowie der sicherheitsrelevanten Qualitätskontrollen.

Die multizentrische klinische Studie (Phase I, first-in-human) wird an den Universitätskliniken Würzburg (Koordination, Prof. Dr. M. Hudecek), Regensburg und Leipzig realisiert.

Die Etablierung eines Gute Herstellungspraxis (GMP)‐konformen Herstellungsprozesses für die ROR2-CAR‐T-Zellen inklusive Qualifizierung aller Lieferanten und Geräte erfolgt am Fraunhofer IZI (Abteilung GMP Zell- und Gentherapie). Hierzu gehören auch die Validierung des Herstellungsprozesses anhand von drei Prozessvalidierungschargen, die Validierung aller sicherheitsrelevanten Qualitätskontrollmethoden (Testung auf Sterilität, Testung auf Bakterien-Endotoxine, Testung auf Mycoplasmen, Bestimmung der »Vector Copy Number«), die aseptische Prozesssimulation (APS) sowie die Aktualisierung der Sortimentliste der bestehenden generellen Herstellungserlaubnis für Arzneimittel für neuartige Therapien gemäß §13 Arzneimittelgesetz.

Im Rahmen der geplanten klinischen Studie agiert das Fraunhofer IZI als zentrale Herstellungsstätte. In den Reinräumen des Instituts werden sämtliche Prüfpräparate produziert und in den Qualitätskontrolllaboren im Rahmen von Inprozess- und Endproduktkontrollen auf ihre Qualitätsparameter geprüft. Nach der Freigabe durch die Sachkundigen Personen des Fraunhofer IZI werden die Prüfpräparate an die beteiligten Studienzentren zur Behandlung der Patientinnen und Patienten ausgeliefert.

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Validierung von Herstellung und Qualitätskontrollen für ein neuartiges Zelltherapeutikum zur Behandlung fokaler Knorpeldefekte am Knie (MSC CartiCure)

Ziel des Projektes ist die Validierung eines Herstellungsprozesses inkl. sicherheitsrelevanter Qualitätskontrollen für ein neuartiges Zelltherapeutikum zur Behandlung fokaler Knorpeldefekte am Knie.

Das von der BioPlanta GmbH entwickelte Produkt basiert auf mesenchymalen Stammzellen, die aus der Nabelschnur gewonnen werden. Dieser Zelltyp zeichnet sich durch eine besonders hohe immunologische Verträglichkeit aus und eignet sich dadurch für allogene Therapiekonzepte. Die immunmodulierenden Eigenschaften der mesenchymalen Stammzellen wirken dabei entzündungshemmend, aktivieren regenerative Prozesse und leisten einen Beitrag zur Wiederherstellung hyalinen Knorpels. Therapieziele wären somit Schmerzlinderung, eine verbesserte Beweglichkeit und die Reduktion arthrotischer Symptome im Knie.

Im Rahmen des Verbundprojektes sollen die wissenschaftlich-technischen Voraussetzung für die pharmazeutische Herstellung der klinischen Prüfpräparate und dessen Abgabe an Patientinnen und Patienten im Rahmen einer klinischen Studie erarbeitet werden. Das Produkt ist als Arzneimittel für neuartige Therapien (Advanced Therapy Medicinal Product, ATMP) zu klassifizieren und fällt unter die Produktkategorie »biotechnologisch bearbeiteten Gewebeprodukte«.

Als Herzstück für den Nachweis einer sichereren, robusten und reproduzierbaren Herstellung sehen die nationalen und europäischen Regularien eine Validierung des Herstellungsprozesses und der zugehörigen sicherheitsrelevanten analytischen Methoden (Qualitätskontrollen) vor. Hierzu zählen die Testung auf Sterilität und auf Bakterien-Endotoxine.  Teilziel ist die Aktualisierung der Sortiment-Liste innerhalb der bestehenden Herstellungserlaubnis des Fraunhofer IZI gemäß §13 Arzneimittelgesetz.

Das Produkt wurde zuvor bereits in der GLP-Prüfeinrichtung des Fraunhofer IZI umfangreichen Prüfungen unter GLP-Bedingungen hinsichtlich potenzieller unerwünschter Biodistribution und Tumorigenität unterzogen. 

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PoC-Initiative ROR1 CAR-T: CAR-T-Zellen zur Behandlung von Brust- und Lungenkrebs

Einlegen des Schlauchsets für Selektion am CliniMACS plus
© Fraunhofer IZI
Zellselektion am CliniMACS Plus.

Krebsleiden sind die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Seit Jahren nehmen die Krebsneuerkrankungen stetig zu. Nach wie vor besteht ein enormer Bedarf an neuen Therapieoptionen, zur Behandlung verschiedenster Formen von Krebs. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA und die Europäische Kommission haben 2017 bzw. 2018 mit der CAR-T Zelltherapie erstmals eine Zell- und Gentherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen zugelassen. CAR steht dabei für einen »chimären Antigenrezeptor« der durch eine genetische Modifizierung auf den T-Zellen exprimiert wird. Der Rezeptor erkennt und bindet spezifische Antigene auf Krebszellen und aktiviert daraufhin eine gerichtete Immunantwort. 

Diese revolutionäre Therapieform steht auch im Zentrum des Forschungsvorhabens ROR-1 CAR-T. ROR-1 ist ein Tyrosin-­Proteinkinase-Transmembranrezeptor, der während der embryonalen Entwicklung stark exprimiert wird, jedoch kaum auf gesunden adulten Zellen. Auf Tumorzellen des Mantelzell-Lymphoms sowie beim Mammakarzinom konnte eine sehr starke ROR-1-Expression nachgewiesen werden. Mit CAR-T Zellen, die gegen das Oberflächenmolekül ROR-1 gerichtet sind, sollen hämatologische Tumore wie das Mantelzell-­Lymphom aber auch solide Tumore wie Brust- und Lungenkrebs adressiert werden.

Für die Herstellung eines solchen Therapeutikums werden Patient*innen körpereigene Immunzellen mittels Leukapherese entnommen. Anschließend erfolgt die Selektion von T-Helfer­zellen und zytotoxischen T-Zellen durch magnetische Zellseparation. Durch einen nicht-viralen Gentransfer wird das genetische Material für den CAR mit Hilfe des »Sleeping Beauty«-Transposon-Systems (springendes Gen) in das Genom der T-Zellen eingeschleust. Die T-Zellen werden dadurch so umprogrammiert, dass sie ROR-1-positive Krebszellen als »fremd« erkennen und durch die Ausschüttung zytotoxischer Botenstoffe abtöten. Die umprogrammierten Zellen werden vermehrt und dem*der Patient*in intra­venös verabreicht.

Das Projekt wird als Pilotvorhaben durch die Proof-of-Concept-­Initiative gefördert, die von der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft und der Deutschen Hochschul­medizin initiiert wurde, um die Translation von innovativen Forschungsvorhaben zu fördern. Mit Hilfe der Förderung wurden am Fraunhofer IZI präklinische Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit der ROR-1 CAR-T Zellen durchgeführt und die pharmazeutische Herstellung des Therapeutikums etabliert, mit dem Ziel die klinische Translation in einer Phase I/II Studie (First-in-Human) zu realisieren.

Im Projekt wurden zunächst Testchargen hergestellt, anhand derer der Prozess in Bezug auf die anspruchsvolle Herstellung unter GMP-Bedingungen optimiert und die notwendige Ausrüstung qualifiziert wurde. Nach der erfolgreichen Prozessetablierung und Festlegung der notwendigen Spezifika­tionen wurden drei erfolgreiche Validierungschargen im Reinraum hergestellt und die analytischen Methoden etabliert. 

Mit den in diesen Validierungschargen generierten Zell­produkten wurden zudem die mikrobiologisch sicherheitsrelevanten analytischen Methoden (Mycoplasmen, Sterilität, Bakterien-Endotoxine) sowie der Nachweis der genomischen Sicherheit (Bestimmung der Kopienzahl des Vektors) validiert. Abschließend wurde eine Produktstabilitätstestung mit erfolgreicher Durchführung einer weiteren Charge abgeschlossen. Die Aufnahme des klinischen Prüfpräparats in die bestehende Herstellungserlaubnis gemäß § 13 AMG bei der zuständigen Behörde wurde nach Abschluss der Validierungen erfolgreich beantragt.

Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie startet Zusammenarbeit mit Iovance Biotherapeutics Inc.

Die Abteilung GMP Zell- und Gentherapie kooperiert mit Iovance Biotherapeutics Inc. (San Carlos, CA, USA). Ziel der Zusammenarbeit ist der Technologietransfer und die anschließende Herstellung allogener Feeder-Zellen. Diese finden Anwendung in Iovances Herstellungsprozess für Tumor Infiltrierende Lymphozyten (TIL). Das Fraunhofer IZI unterstützt damit die europäischen klinischen Studien von Iovance zur Behandlung solider Tumore wie metastasischer Melanome sowie Gebärmutterhalskrebs.

Iovance Biotherapeutics, Inc. ist ein Biotechnologieunternehmen mit Fokus auf der Entwicklung von Immuntherapien zur Behandlung verschiedener Formen von Krebs. Der am weitesten fortgeschrittene Produktkandidat ist dabei eine adoptive Zelltherapie basierend auf Tumor Infiltrierenden Lymphozyten (TIL). Untersucht wird dessen Wirksamkeit bei der Behandlung von Patient*innen mit metastatischen Melanomen, rezidivierenden und / oder metastatischen Plattenepithelkarzinome an Kopf und Nacken sowie rezidivierenden und / oder persistierenden Gebärmutterhalskrebs. Weiterführende Informationen unter www.iovance.com. 

Abgeschlossene Projekte

T-Charge™ 

Herstellung von Kymriah®

Entwicklung einer additiven Produktionsplattform für biologisch abbaubare, patientinnenspezifische Brustimplantate für eine natürliche Rekonstruktion des Brustgewebes

Logo EFRE Sachsen
Landessignet Sachsen

Erlangung einer Herstellungserlaubnis für CardAP-Zellen

autoCard-Studie

Herstellung von DCVax®-L für die amerikanische Biotechnologiefirma Northwest Biotherapeutics, Inc.

Herstellung und Qualitätskontrolle von EpiDex (ein aus autologen Zellen der äußeren Haarwurzelscheide (ORS) gezüchtetes epidermales Äquivalent zur Behandlung chronischer Wunden) zusammen mit der euroderm GmbH Leipzig / Deutschland

Herstellung und Qualitätskontrolle von autologen Stammzellpräparaten aus Nabelschnurblut (InnovaCB) zusammen mit der InnovaStem GmbH Leipzig / InnovaStem S.r.l. Brescia / Italien

Prozesstransfer und Herstellung des auf Dendritischen Zellen beruhenden klinischen Prüfpräparats Cvac™ für die australische Biotechnologiefirma Prima BioMed Ltd.