Fraunhofer IZI-Forschungsprojekt für »HUGO-JUNKERS-PREIS für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt« nominiert

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Das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI forscht am Standort Halle (Saale) zu neurodegenerativen und entzündlichen Erkrankungen. Mit dem Ansatz, endogene Retroviren als Zielstrukturen für neue Therapien gegen neurologische Erkrankungen zu nutzen, hatten sich die Wissenschaftler*innen in der Kategorie »Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung« für das Finale des diesjährigen HUGO-JUNKERS-PREISES qualifiziert.

Die fluoreszenzmikroskopischen Aufnahmen transfizierter HEK293F­Zellen mit dem HERV-Fc1 Env- spezifischen Antikörper 3D3 (rot) zeigen das Vorkommen des Hüllproteins im Zell-inneren bei permeabilisierten Zellen (links) sowie auf der Zelloberfläche bei Zellen mit intakter Zellmembran (rechts).
© Fraunhofer IZI
Die fluoreszenzmikroskopischen Aufnahmen transfizierter HEK293F­Zellen mit dem HERV-Fc1 Env- spezifischen Antikörper 3D3 (rot) zeigen das Vorkommen des Hüllproteins im Zell-inneren bei permeabilisierten Zellen (links) sowie auf der Zelloberfläche bei Zellen mit intakter Zellmembran (rechts).

Das Projekt der Fraunhofer IZI-Abteilung Molekulare Wirkstoffbiochemie und Therapieentwicklung war eines von 19, das aus insgesamt 69 Bewerbungen für die finale Wettbewerbsrunde ausgewählt worden war. Am 27. April 2023 präsentierten alle Nominierten ihre Ideen in der Leopoldina in Halle (Saale) persönlich der Jury.

Forschungsgegenstand der Fraunhofer-Wissenschaftler*innen waren humane endogene Retroviren (HERV). Insbesondere deren Hüllproteine stehen nämlich im Verdacht, an neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schizophrenie oder Alzheimer beteiligt zu sein. Noch ist nicht geklärt, welche Funktion diese Faktoren im Einzelnen haben. Es werden Zellschädigungen und die fehlgeleitete Stimulation des Immunsystems durch HERV als Krankheitsmechanismus angenommen.

In dem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Universitätsmedizin Halle gelang es den Forschenden des Fraunhofer IZI, die biologische Aktivität von HERV-Hüllproteinen zu charakterisieren. Diese Proteine dienten zugleich als Antigene für die Generierung von poly- und monoklonalen Antikörpern. Das Projektteam untersuchte die biologischen Effekte von HERV-Hüllproteinen in Zellkulturen und Versuchstieren und konnte deren immunstimulatorische Eigenschaften charakterisieren. Mit diesen Erkenntnissen bereiten die Forschenden den Weg für die Entwicklung neuer Therapieverfahren, die der Behandlung insbesondere von neurologischen Erkrankungen dienen sollen. Der Ansatz eignet sich darüber hinaus auch für die Entwicklung neuer Therapien gegen Tumorerkrankungen.

Das Forschungsvorhaben wurde vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und dem Land Sachsen-Anhalt gefördert. Die Ergebnisse wurden in verschiedenen Fachjournalen veröffentlicht:

Victoria Ilse, Rebekka Scholz, Michael Wermann, Marcel Naumann, Martin S. Staege, Steffen Roßner, Holger Cynis H. Immunogenicity of the Envelope Surface Unit of Human Endogenous Retrovirus K18 in Mice. International Journal of Molecular Sciences. 2022; 23(15):8330. https://doi.org/10.3390/ijms23158330

Victoria Gröger, Alexander Emmer, Martin S. Staege, Holger Cynis. Endogenous Retroviruses in Nervous System Disorders. Pharmaceuticals. 2021; 14(1):70. https://doi.org/10.3390/ph14010070

Die Verleihung der diesjährigen HUGO-JUNKERS-Preise ist für den 7. Juni 2023 geplant. Im Rahmen einer festlichen Veranstaltung wird Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann die Sieger*innen des Wettbewerbs bekanntgeben und auszeichnen.

 

+ + + Das Projektteam wurde in der Kategorie »Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung« mit dem 3. Platz ausgezeichnet, der mit 3000 Euro dotiert ist. Mehr Informationen zu allen Hugo-Junkers-Preisträger*innen 2023 + + +

 

 

HUGO-JUNKERS-PREIS


Der »HUGO-JUNKERS-PREIS für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt« wird seit 1998 vom Land ausgelobt. Er wird aktuell alle zwei Jahre vergeben und ist mit 80.000 Euro dotiert. Den Juryvorsitz hat aktuell Prof. Dr. Julia Arlinghaus, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg. Neben der Kategorie »Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung« wurden Projekte aus den Bereichen »Innovativste Projekte der angewandten Forschung« und »Innovativste Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle« sowie in diesem Jahr in der Sonderkategorie »Innovativste Projekte aus dem Bereich Energie- und Umweltforschung« prämiert. 

Weitere Informationen zum HUGO-JUNKERS-PREIS

Pressemitteilung des Landes Sachsen-Anhalt zur Nominierung für die finale Wettbewerbsrunde 2023