EU-Projekt erforscht Zusammenhänge zwischen Landnutzungsänderungen, Biodiversitätsverlust und Zoonose-Risiko

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Welchen Einfluss haben Veränderungen in der Landnutzung und ein Verlust der biologischen Vielfalt auf die Übertragung von Krankheitserregern zwischen Tier und Mensch? Dieser Frage geht ein internationales und interdisziplinäres Forschungsteam im Rahmen des EU-Projekts ZOE – »Zoonosis Emergence accros Degraded and Restored Forest Ecosystems« nach. An dem von der Charité – Universitätsmedizin Berlin geleiteten Projekt nehmen Partner aus sieben europäischen und vier amerikanischen Ländern teil. Das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI bringt seine Expertise im Bereich Virologie und Assayentwicklung ein.

© Leibniz Universität Hannover

Zoonosen sind Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können. Die Ansteckung kann durch direkten Kontakt mit Tieren, durch kontaminierte Lebensmittel oder auch durch Vektoren wie Zecken und Mücken erfolgen. Bei der Entstehung und Verbreitung von Zoonosen spielt der Mensch eine entscheidende Rolle. Landwirtschaft und Viehhaltung oder auch der Handel und Verzehr von Wildtieren, schaffen Umweltsituationen, in denen Krankheitserreger leicht zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Hinzu kommen Eingriffe in natürliche Lebensräume, wie beispielsweise das Abholzen von Wäldern, um Platz für Nutztiere oder Plantagen zu schaffen oder die Ausbreitung urbaner Räume.

Wie genau die Landnutzungsveränderungen, der Verlust der Biodiversität und das Zoonose-Risiko zusammenhängen, will das ZOE-Konsortium über die nächsten vier Jahre erforschen. In dem Projekt arbeiten Partner aus den Fachbereichen Geografie, Geobotanik, Ökologie, Virologie, Immunologie, Epidemiologie, Soziologie, Psychologie, Anthropologie und Wissensverbreitung zusammen. Im Rahmen des Projekts soll u.a. eine detaillierte Kartierung der Biodiversität in Waldgebieten erfolgen, in die der Mensch unterschiedlich stark eingegriffen hat. Dazu werden Forschende in Guatemala, Costa Rica, Slowenien und der Slowakei ursprüngliche Wälder sowie entwaldete und renaturierte Flächen untersuchen.

Um die jeweils vorherrschende Landnutzung und die Artenvielfalt zu ermitteln, sollen die Beschaffenheit der Landschaft sowie die Tier- und Pflanzenarten mithilfe von Satellitenaufnahmen und auch direkt vor Ort erfasst werden. Zusätzlich wollen die Wissenschaftler*innen bestimmen, wie viele potenziell gefährliche Mikroorganismen in dem Ökosystem zirkulieren, indem sie Nagetiere, Zecken und Mücken – als häufige Träger zoonotischer Erreger – mittels moderner Sequenziertechniken auf das Vorhandensein verschiedenster Bakterien und Viren testen.

Am Fraunhofer IZI wird das Team um PD Dr. Sebastian Ulbert, Leiter der Abteilung Impfstoffe und Infektionsmodelle, Assays entwickeln, mit denen die Proben aus den Untersuchungsgebieten auf alle wichtigen Gruppen von Zoonose-Erregern gescreent werden. Die Proben umfassen vor allem Blutproben von Tieren aus den untersuchten Waldgebieten. Daneben sollen Blutproben von in der Nähe lebenden Menschen untersucht werden, um Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie viele der Zoonose-Erreger bereits übertragen worden sind.

Das Forschungskonsortium »ZOE – Zoonosis Emergence accros Degraded and Restored Forest Ecosystems« wird von der Europäischen Union im Rahmen von »Horizon Europe«, dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, über vier Jahre mit rund vier Millionen Euro gefördert.

Weitere Informationen finden Sie in der Pressemeldung der Charité – Universitätsmedizin Berlin zum ZOE-Projektstart.

Partner

  • Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • Leibniz Universität Hannover, Deutschland
  • Biomedicinske Centrum Slovenskej Akadémie, Slowakei
  • Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie, Deutschland
  • Universidad del Valle de Guatemala, Guatemala
  • Universität Wien, Österreich
  • Univerza V Ljubljani, Slowenien
  • Universität Potsdam, Deutschland
  • Pikado B.V., Niederlande
  • Universidad de Costa Rica, Costa Rica
  • Universidade da Coruna, Spanien
  • Université d’Aix-Marseille, Frankreich
  • Protisvalor, Frankreich
  • Universidad Nacional Autónoma de Mexico, Mexiko
  • Centro de Investigación y de Estudios Avanzados, Mexiko
  • Wildlife Conservation Society, USA

Förderung