Startschuss: Leistungszentrum »Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen«

Pressemitteilung /

Das Leistungszentrum »Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen« startet am 26. April 2017. Die Veranstaltung findet im Beisein des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dr. Dietmar Woidke sowie dem Vorstand für Personal, Recht und Verwertung der Fraunhofer-Gesellschaft, Professor Alexander Kurz im Fraunhofer-Konferenzzentrum in Potsdam-Golm statt. Ziel des Leistungszentrums ist es, Produkte mit integrierten Materialfunktionen in möglichst wenigen Prozessschritten zu fertigen. Das Leistungszentrum wird von den Fraunhofer-Instituten für Angewandte Polymerforschung IAP und für Zelltherapie und Immunologie, Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse IZI-BB koordiniert.

Leistungszentrum
Die Fraunhofer-Institute IAP (unten) und IZI-BB (oben) in Potsdam-Golm bilden den Kristallisationskeim für das Leistungszentrum »Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen«.
© Fraunhofer IAP, Fotograf: Andreas Bandow
Die Fraunhofer-Institute IAP (unten) und IZI-BB (oben) in Potsdam-Golm bilden den Kristallisationskeim für das Leistungszentrum »Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen«.

Struktur trifft Funktion

Im Leistungszentrum sollen Strukturmaterialien, die einem Produkt Form und Stabilität verleihen, mit Funktionsmaterialien kombiniert werden. »Es gibt eine Reihe von Funktionalitäten, die wir überwiegend in Kunststoffe integrieren werden. Dazu zählen zum Beispiel biochemische und biosensorische Funktionen, Identifikationsmerkmale, Sensoren, Photovoltaik oder Beleuchtungselemente. Funktionsintegrierte Produkte wie beispielsweise neuartige Lab-on-a-Chip-Module für die Medizin, in Leichtbaumaterialien integrierte Sensoren oder Smartcards für die Sicherheitswirtschaft bieten ein außerordentliches Innovationspotenzial. Das Leistungszentrum könnte daher eine Pilotfunktion für die Region und Deutschland haben«, erklärt Professor Alexander Böker, Leiter des Fraunhofer IAP. Er koordiniert das Leistungszentrum gemeinsam mit Professor Hans-Ulrich Demuth, dem Leiter des Fraunhofer IZI-BB in Potsdam-Golm.

 

Synergien für effiziente Herstellungsprozesse

Doch nicht nur die Integration von Funktionen steht im Fokus, sondern auch die möglichst hohe Effizienz von Herstellungsprozessen komplexer Produkte. Um beides realisieren zu können, müssen Materialentwicklung und Produktionstechnologie zusammengeführt und miteinander kombiniert werden. Die Region Potsdam/Berlin vereint auf beiden Gebieten ausgezeichnete Forschungseinrichtungen. Mit ihrem Know-how soll die gesamte Wertschöpfungskette zur Herstellung funktionsintegrierter Produkte umgesetzt werden – von der anwendungsnahen Grundlagenforschung, über die angewandte Forschung bis zu konkreten Prototyp- bzw. Produktentwicklungen. Bisher gibt es eine Reihe von Initialprojekten, in denen die Fraunhofer-Institute IAP und IZI-BB gemeinsam forschen. Die Universität Potsdam fungiert als regionaler Anker. Mit der Universität und weiteren Akteuren aus Forschung und Industrie sollen künftig auch Großprojekte beantragt werden. Bereits 30 regionale Industrieunternehmen haben zugesagt, dass sie sich am Leistungszentrum beteiligen und die Innovationen verwerten. In den nächsten Jahren soll die Netzwerkstruktur ausgebaut und weitere Projekte initiiert werden. Das Leistungszentrum beteiligt sich zudem an zwei Initiativen im Rahmen der BMBF-Ausschreibung »Innovative Hochschule« im Land Brandenburg.

 

Memorandum of Understanding: Intensivierung der Zusammenarbeit

Während der Eröffnungsveranstaltung werden Ministerpräsident Woidke und Professor Kurz vom Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft eine Kooperationsvereinbarung für eine intensivere Zusammenarbeit unterzeichnen. Mit diesem »Memorandum of Understanding« soll vor allem der Strukturwandel in der Bergbauregion Lausitz vorangetrieben werden. Insbesondere soll die Brandenburgische-Technische Universität Cottbus-Senftenberg in den Bereichen Biokunststoffe, Biotechnologie und Mikroelektronik gestärkt werden.

Ministerpräsident Dietmar Woidke betont: »Für die Landesregierung ist die Förderung von anwendungsorientierter Forschung eine Investition in die Zukunft. Die Fraunhofer-Gesellschaft als größte Organisation für angewandte Forschungs- und Entwicklungsleistungen in Europa ist für uns ein idealer Partner. Das Memorandum of Understanding soll diese Zusammenarbeit intensivieren. Das gilt nicht nur für den Wissenschaftscampus Potsdam-Golm, sondern auch für die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg.  Ich bin mir sicher, dass die verstärkte Kooperation von BTU und Fraunhofer-Einrichtungen wichtige Impulse für den weiteren Strukturwandel in der Lausitz geben und einen nachhaltigen Beitrag für die Schaffung hochqualifizierter Arbeitsplätze in der Region leisten wird.«

 

Stärkung der Region

Die Brandenburger Ministerien für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) und für Wirtschaft und Energie (MWE) unterstützen den Aufbau des Leistungszentrums: Das MWFK fördert das Leistungszentrum im Rahmen der InfraFEI-Richtlinie mit 17,5 Millionen Euro den Neubau eines Labor- und Bürogebäudes für die Leichtbauaktivitäten des Fraunhofer IAP am Standort Wildau. Weitere 4,2 Millionen Euro wurden bereits im Rahmen der StaF-Richtlinie bewilligt. Konkrete Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Leistungszentrums will  das MWE mit bis zu 4,25 Millionen Euro fördern. Die Fraunhofer-Gesellschaft unterstützt die Initialprojekte von Fraunhofer IAP und IZI-BB mit 2,5 Millionen Euro.

Wissenschaftsministerin Martina Münch erklärt: »Innovative Materialforschung hat enorme Bedeutung für die Wissenschaft und ebenso für die Wirtschaft, etwa im Bereich neuer Produkte und Produktionsverfahren. Der Start des nationalen Leistungszentrums unterstreicht die hohe Kompetenz der brandenburgischen Forschung auf diesem Gebiet. Besonders begrüßenswert ist die vorgesehene Zusammenarbeit von Partnern aus Universitäten und außeruniversitären Forschungsinstituten im Land Brandenburg und in Berlin. Von dieser gebündelten starken Initiative wird die Hauptstadtregion insgesamt profitieren.«

»Von der Idee bis zu einer Neuerung, die sich am Markt durchsetzt, ist es oft ein langer Weg. Der beginnt vielfach bereits in der Grundlagenforschung. Erst in der angewandten Forschung entstehen dann konkrete Prototypen, Produkte oder Dienstleistungen. Das Leistungszentrum soll genau diese Prozesse entlang der Wertschöpfungskette voranbringen und kleine und mittlere Firmen dabei einbeziehen. So haben Wissenschaft und Unternehmen etwas davon – das ist gelebter Wissens- und Technologietransfer«, so Wirtschaftsminister Albrecht Gerber.

 

Neue Materialkonzepte für viele Branchen

Das Leistungszentrum »Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen« ist eines von 17 Leistungszentren in Deutschland. Ihr thematisches Profil hat Alleinstellungscharakter bis in den europäischen Raum. Mit einer leistungsfähigen Universität als regionaler Anker fördern Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik den Wissens- und Technologietransfer in die Wirtschaft sowie exzellente Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. »Das produzierende Gewerbe ist eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft. Entscheidende Wettbewerbsfaktoren der oft exportorientierten Firmen sind innovative Materialien und Werkstofftechnologien. Mit dem neuen Leistungszentrum in Potsdam-Golm schafft Fraunhofer gemeinsam mit brandenburgischen Universitäten und Unternehmen einen Materialforschungsstandort mit internationaler Strahlkraft. Fraunhofer verfügt über eine breit gefächerte interdisziplinäre Kompetenz bei material- und werkstoffgetriebenen Innovationen. Unsere Experten entwickeln zusammen mit den Fachleuten der Partner nicht nur neue Werkstoffe für Medizin, Sicherheitswirtschaft, Luftfahrt, Fahrzeug- oder Maschinenbau. Es entstehen außerdem neue Materialkonzepte, die die Kommunikation von Werkstoffen- und Stücken untereinander sowie mit Maschinen ermöglichen. Wichtige Beiträge, um Technologien für Industrie 4.0 und Internet der Dinge in die Anwendung zu bringen«, sagt Prof. Alexander Kurz, Mitglied des Vorstands der Fraunhofer-Gesellschaft.