Leistungszentrum Chemie- und Biosystemtechnik wird verlängert

Pressemitteilung /

Das 2016 gegründete Leistungszentrum Chemie- und Biosystemtechnik wird bis mindestens 2021 weiter gefördert. Diese Entscheidung traf ein Gutachtergremium, das die bisherigen Aktivitäten des Netzwerks in der mitteldeutschen Chemieregion bewertete. Für die Etablierung geschlossener Wertschöpfungsketten vom Rohstoff zum Produkt stellen das Land Sachsen-Anhalt, die Fraunhofer-Gesellschaft und die beteiligten Industriepartner dafür weitere 10 Millionen Euro pro Jahr bereit.

Proteine
© Fraunhofer IMWS
Binden Antikörper an faserförmig gestreckte Strukturen in Proteinen (hier in einer Aufnahme aus dem Rasterkraftmikroskop) an? Ein Verfahren, um das nachzuweisen, wurde im Rahmen des Leistungszentrums Chemie- und Biosystemtechnik entwickelt.
Farbige Leinölepoxidschäume
© Fraunhofer IMWS
Farbige Leinölepoxidschäume mit Anhydrid-/Carbonsäurehärter, die im Rahmen des Leistungszentrums entwickelt wurden, können als Dämmstoffe eingesetzt werden.

Beteiligt am Leistungszentrum Chemie- und Biosystemtechnik sind die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), die Universität Leipzig, die Hochschulen Anhalt, Merseburg und die HTWK Leipzig, das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP Leuna, das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI Leipzig sowie dessen Außenstelle Molekulare Wirkstoffbiochemie und Therapieentwicklung MWT in Halle, das Fraunhofer-Pilotanlagenzentrum für Polymersynthese und -verarbeitung PAZ Schkopau, das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS Halle sowie mehr als 60 Industrieunternehmen der Region. Ihr Ziel ist es, verfahrenstechnische Prozessketten der Kunststoff verarbeitenden, chemischen, biotechnologischen und biomedizinischen Industrie vom Rohstoff bis zum Produkt zu erweitern und zu optimieren.

Die Beteiligten legten nach zwei Jahren einen Zwischenbericht vor, der von einem Gutachtergremium, bestehend aus Vertretern von Wissenschaft, Industrie, Politik und Fraunhofer-Gesellschaft, bewertet wurde. »Ich freue mich sehr, dass die Gutachter die erfolgreiche Arbeit in den ersten beiden Jahren des Leistungszentrums anerkannt haben. Wir haben die Bedeutung der Chemie- und Biosystemtechnik für die Region Mitteldeutschland erfolgreich dargestellt. Mit der Entscheidung über die Fortführung des Netzwerks haben wir jetzt die Möglichkeit, die bereits erzielten Forschungsergebnisse in Produkte umzusetzen, weitere Projekte in Richtung zirkulärer Prozessketten und Chemie 4.0 anzugehen und die entstandenen Kooperationen dauerhaft zu stärken«, sagte Prof. Ralf B. Wehrspohn, Leiter des Fraunhofer IMWS und einer der Sprecher des Leistungszentrums.

Dies unterstrich Prof. Dr. Armin Willingmann, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt: »Das positive Votum der Gutachtergruppe ist ein großartiger Erfolg und bestätigt die bisher geleistete, exzellente Arbeit. Mit dem Leistungszentrum Chemie- und Biosystemtechnik ist in der Region Halle-Leipzig ein Forschungsleuchtturm entstanden, der Wirtschaft und Wissenschaft zusammenbringt. Das hat große Strahlkraft weit über die Region hinaus und ist vorbildlich.«

Das Leistungszentrum ist mit drei Exzellenzinitiativen des Bundes vernetzt und konnte bereits mehr als 60 Unternehmen als Partner gewinnen. Gemeinsam mit den Forschungseinrichtungen setzen sie innovative Ideen um, etwa zum stärkeren Einsatz nachwachsender Rohstoffe, neuen Lösungen für den Leichtbau oder verbesserten Therapeutika und Drug-Delivery-Systemen. Durch die Kooperation rücken Grundlagenforschung, anwendungsorientierte Forschung und industrielle Entwicklung enger zusammen, um die Wertschöpfung in der Region Halle-Leipzig zu stimulieren.

»Das Leistungszentrum Chemie- und Biosystemtechnik ist ein wichtiger Impulsgeber und selbst eine gut sichtbare Marke mit überregionaler Ausstrahlung innerhalb der Branche geworden. Ich möchte allen Partnern und dem Cluster Chemie/Kunststoffe Mitteldeutschland sowohl für das Engagement als auch für die Informationen der Clusterunternehmen sowie die bereits erzielten Erfolge danken. Das positive Votum der Gutachter zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Zugleich sollte es für uns Ansporn sein, das Erreichte jetzt mit noch nachhaltigeren Strukturen zu untersetzen«, sagte Prof. Frank Emmrich, Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI und ebenfalls Sprecher des Leistungszentrums.

Mehr als 30 Projekte laufen derzeit innerhalb des Leistungszentrums oder sind bereits abgeschlossen, mehr als 50 Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten sind im Rahmen des Netzwerks verfasst worden, mehr als 30 weitere entstehen derzeit. Im Rahmen der Vernetzung wurden Infrastrukturmaßnahmen mit einem Volumen von mehr als 75 Millionen Euro zur Schließung der Prozessketten im Pilotmaßstab geplant. Zu den bisherigen Erfolgen des länderübergreifenden Netzwerks gehört auch die hohe Zufriedenheit der beteiligten Partner: Mehr als 83 Prozent von ihnen bewerteten die Ergebnisse der Zusammenarbeit in einer Umfrage als »sehr gut«.

In drei Jahren wird erneut Bilanz gezogen, bei positiver Entscheidung kann das Leistungszentrum Chemie- und Biosystemtechnik dann verstetigt werden. Insgesamt gibt es bundesweit derzeit 19 Fraunhofer-Leistungszentren. Mit diesen integrierten Standortkonzepten sollen bestehende Stärken in einer Region gebündelt und die Standortprofilierung wirksam vorangetrieben werden.