REANIMA: Auf dem Weg zu einem neuen Paradigma in der Herzregeneration
Die Erforschung neuer endogener Mechanismen der Geweberegeneration ist ein innovativer Forschungsansatz der Herzregeneration und zentrales Ziel im Forschungsprojekt REANIMA. Das Projekt, das vom spanischen Centro Nacional de Investigaciones Cardiovasculares (CNIC) koordiniert wird, wurde im Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation Horizon 2020 zur Förderung ausgewählt. Über einen Zeitraum von fünf Jahren stehen für das Projekt, das im Januar 2020 anläuft, insgesamt acht Millionen Euro zur Verfügung. Das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI gehört zum Projektkonsortium.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Auch die Zahl der an Herzinsuffizienz Erkrankten nimmt rasch zu. Bei einer Herzinsuffizienz lässt die Pumpleistung des Herzens immer weiter nach. Tod, Krankheit und beträchtliche Kosten sind eine große individuelle und gesellschaftliche Bürde und bisher ist eine Herztransplantation die einzige Lösung. Die Unfähigkeit des menschlichen Herzens, das während eines Herzinfarkts verlorene Myokard, also die Herzmuskulatur, zu regenerieren, ist der Hauptfaktor bei einem hohen Anteil von Fällen von Herzinsuffizienz. Ziel von REANIMA ist es, neue Therapien für die Herzregeneration bereitzustellen.
Klinische Studien, die auf der Einführung von Stammzellen in das Herz basieren, haben bisher keine regenerative Kapazität gezeigt. Studien zur spontanen und induzierten Herzregeneration im Tiermodell deuten jedoch darauf hin, dass die Reaktivierung endogener regenerativer Mechanismen ein erfolgversprechender Weg sein könnte. Fische und Amphibien sind in der Lage, ihre Herzen zu regenerieren. Bisher ging die Forschung davon aus, das Säugetiere nicht über diese Fähigkeit verfügen. Kürzlich konnte aber gezeigt werden, dass bei neugeborenen Mäusen eine Regeneration verletzter Herzen stattfindet. Bei erwachsenen Säugetieren, einschließlich dem Menschen, ist jedoch die Restkapazität zur Herzregeneration nicht ausreichend, um die Funktionalität wiederherzustellen.
Im Projekt REANIMA soll das in den Tiermodellen gewonnene Wissen umfassend analysiert werden, um so neue regenerative Therapien zur Behandlung von Herzinsuffizienz zu entwickeln. Erkenntnisse aus der Erforschung von Arten, die ihre Herzen regenerieren können wie Fische und Amphibien, und von Tieren, die es nicht können wie erwachsene Säugetiere, werden im Projekt mit Forschungsergebnissen aus der Züchtung menschlichen Herzgewebes, dem sogenannten Tissue Engineering kombiniert.
REANIMA ist europaweit das erste Projekt, das im Bereich der Herzregeneration Ergebnisse aus der Grundlagenforschung einbezieht, mit dem Ziel diese in die medizinische Anwendungen zu überführen. Das Projekt wird im Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union Horizon 2020 gefördert (Grant Agreeement No 874764). Insgesamt sind zwölf europäische Einrichtungen beteiligt, neben dem koordinierenden CNIC sind das, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), das King's College London (Großbritannien), die Universität Bern (Schweiz), das Research Institute of Molecular Pathology (IMP) (Österreich), das Weizmann Institute of Science (Israel), die Koninklijke Nederlandse Akademie Van Wetenschappen (KNAW) (Niederlande), die Ethris GMBH, ZeClinics SL (Spanien), das Deutsche Primatenzentrum, die Scuola Superiore Di Studi Universitari e di perfezionamento S Anna (Italien) und das Fraunhofer IZI.
Das Fraunhofer IZI verfügt über vielfältige Erfahrungen bei der Translation von Advanced Therapy Medicinal Products (ATMPs). Das Institut übernimmt deshalb eine beratende Funktion im Rahmen des REANIMA-Projekts. Solch eine frühzeitige Beratung bereits in der Entwicklungsphase neuer Therapeutika eröffnet die Möglichkeit, Protokolle schnell in eine ATMP-Produktion zu übertragen, und stellt damit sicher, dass neueste Forschungsergebnisse Eingang in klinische Studien finden.
Das REANIMA-Projekt wird im Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation Horizon 2020 gefördert (Grant Agreement No 874764).