Fraunhofer IZI gründet Projektgruppe in Rostock zur Optimierung von Blutreinigungsverfahren und Gewebepräparaten

In der Arbeitsgruppe »Extrakorporale Immunmodulation« (EXIM) bündeln sich die Kompetenzen des Leipziger Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie mit denen der Universität Rostock. Die Projektgruppe entwickelt innovative Blutreinigungsverfahren und künstlichen Organersatz.

© Fraunhofer IZI
Mit Ihrer Unterschrift besiegeln (v.r.n.l.) Henry Tesch, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Prof. Dr. Frank Emmrich, Leiter des Fraunhofer IZI, Prof. Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock und Prof. Dr. Emil C. Reisinger, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock (nicht im Bild) die Kooperation.
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Mitarbeiter der Projektgruppe Rostock erläutern Minister Tesch die Möglichkeiten zur Herstellung künstlichen Lebergewebes.
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Prof. Dr. Jörg Emmrich (rechts) beschreibt Minister Tesch ein neuartiges Darmmodell aus dem Portfolio der Projektgruppe EXIM; (weiterhin im Bild: Prof. Dr. Steffen Mitzner, links und Prof. Dr. Frank Emmrich, mitte).

Mit der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages besiegelte heute Henry Tesch, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, die Gründung der Fraunhofer IZI Projektgruppe in Rostock. Damit expandiert das Institut erstmalig auch über die Grenzen des Freistaates Sachsen hinaus. Das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Europäische Union finanzieren das Vorhaben die nächsten fünf Jahre mit insgesamt 5,5 Millionen Euro.

Die Leitung der neuen Arbeitsgruppe Extrakorporale Immunmodulation (EXIM) übernimmt der Rostocker Mediziner Prof. Dr. Steffen Mitzner. Ziel ist die Weiterentwicklung eines neuen Blutreinigungsverfahrens, das Patienten mit Blutvergiftung (Sepsis) zukünftig wesentlich bessere Überlebenschancen gewährleisten soll. Dabei wird das Blutplasma der Betroffenen außerhalb des Körpers (extrakorporal) durch frische Immunzellen von Spendern gereinigt, die durch ein Filtersystem vom Blutkreislauf des Patienten getrennt sind. »Wenn wir diese Immunzellen direkt in den Blutkreislauf gäben, würden sie dem Körper schaden», so Professor Mitzner. »Vom Prinzip her ist das Verfahren mit der Dialyse vergleichbar«.

Die Sepsis ist eine komplexe Entzündungsreaktion des Körpers, die bei 80% der Patienten zum Tod führt. Die Infektion tritt meist nach einem Unfall oder einer Operation auf und breitet sich sehr schnell im Körper aus. Dadurch und aufgrund zunehmender Resistenzen gegen antibiotische Therapien ist die Infektion äußerst schwer zu behandeln. Insgesamt erkranken in Deutschland bis zu 250.000 Menschen pro Jahr an einer Blutvergiftung. »Die Behandlung der Sepsis bindet deutschlandweit etwa die Hälfte der Budgets der Intensivstationen. Das sind rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr an Arbeitskraft, Geräten und Medikamenten«, erläutert Professor Mitzner und bekräftigt damit die gesellschaftliche Relevanz neuer Behandlungsverfahren.

Neben der Weiterentwicklung des Blutreinigungsverfahrens wird die Gruppe ein weiteres Projekt bearbeiten. Ziel hierbei ist die Herstellung künstlichen Lebergewebes (Tissue Engineering).
Prof. Dr. Frank Emmrich, Leiter der Fraunhofer IZI, freut sich über das dynamische Wachstum des Instituts. »Die Rostocker Expertise im Fachgebiet der Immunmodulation und der Transplantationsmedizin ergänzt hervorragend unsere Kernkompetenzen im Bereich der Regenerativen Medizin«, so Professor Emmrich. Die neu entwickelten Verfahren sollen gemeinsam mit Industriepartnern rasch in die klinische Anwendung überführt werden.

 

Ansprechpartner

Prof. Dr. Steffen Mitzner
Telefon +49 381 494-7353
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