Fraunhofer IZI erhält Förderung des TaNeDS-Forschungsprogramms für neue Entwicklungen im Bereich der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Pressemitteilung /

Die Außenstelle »Extrakorporale Immunmodulation« des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie hat sich erfolgreich für eine Förderung im Bereich Arzneimittelforschung beworben, die vom japanischen Pharmaunternehmen Daiichi Sankyo Company, Limited (Daiichi Sankyo) ausgeschrieben wurde. Gemäß des Wettbewerbstitels »Take a New Challenge for Drug Discovery (TaNeDS) Europe 2017« hat sich das Team aus Rostock mit einem Projekt vorgestellt, bei dem ein neues humanisiertes Maus-Modell zur besseren Erforschung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) entwickelt werden soll. Das Projekt ist zum 1. Februar 2018 gestartet.

Außenstelle »Extrakorporale Immunmodulation« am Standort Rostock
© Fraunhofer IZI
Außenstelle »Extrakorporale Immunmodulation« am Standort Rostock

Unter dem Begriff chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) werden insbesondere Colitis Ulcerosa und der Morbus Crohn zusammengefasst. Es handelt sich hierbei um in Schüben auftretende entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Etwa 2,5 Millionen Menschen in Europa sind von diesen Erkrankungen betroffen, welche bis heute nicht geheilt werden können. CED-Patienten müssen ihr Leben lang Medikamente nehmen und/oder sich einer chirurgischen Behandlung unterziehen. Um diese Erkrankungen besser zu erforschen und geeignete Therapien zu entwickeln, sind Tiermodelle ein wichtiges Instrument. Die im Tier gewonnenen Erkenntnisse auf den Menschen übertragen zu können, ist dabei von zentraler Bedeutung. Dazu müssen möglichst viele Aspekte der Erkrankung im Modell so abgebildet werden, wie sie auch im menschlichen Organismus vorzufinden sind.

»Die bisher zur Verfügung stehenden Modelle werden vielen Aspekten der CED nur teilweise gerecht. Dies wird besonders deutlich, wenn man die Zusammensetzung der menschlichen und murinen Darmmikrobiota vergleicht. Zwar sind in beiden Organismen dieselben Bakterienstämme vorherrschend, jedoch zeigen sich bei genauerer Betrachtung auch Unterschiede, was die Interpretation von Daten aus Tiermodellen und die Übertragbarkeit auf den Menschen erschwert. Vor dem Hintergrund, dass die Darmmikrobiota bei CED-Patienten hochgradig verändert ist und ganz entscheidend zum Krankheitsgeschehen beiträgt, wird deutlich wie wichtig ein Tiermodell ist, das möglichst nah an der menschlichen Erkrankung ist«, erläutert Dr. Anne Breitrück, Projektleiterin des Forschungsvorhabens.

Eine Möglichkeit, um die Aussagekraft von Tiermodellen zu verbessern, ist die Verwendung von humanisierten Maus-Modellen. Ziel des Forschungsvorhabens ist daher die Entwicklung und Optimierung eines humanisierten Mausmodells, in dem anschließend eine experimentelle Colitis Ulcerosa induziert wird. Dieses Patienten-nahe Modell soll in Zukunft dabei helfen die Interaktion zwischen Darmmikrobiota und Immunsystem unter Krankheitsbedingungen besser verstehen und erforschen zu können.

Um das Projektziel zur erreichen, werden die Forscher aus Rostock eng mit Kolleginnen und Kollegen vom Leipziger Hauptstandort des Instituts zusammenarbeiten. Die Arbeitsgruppe Entzündungsmodelle und Immundiagnostik um Dr. Franziska Lange bringt umfangreiche Erfahrungen in der Anwendung humanisierter Tiermodelle (z. B. Sepsis, Graft-versus-host-Disease und Krebserkrankungen) ein. Die Arbeitsgruppe Bioinformatik (Dr. Kristin Reiche) wird durch Sequenzierungen den Erfolg der Transplantationen überprüfen.

Das Forschungsvorhaben wird für zwei Jahre mit insgesamt 160.000 EUR von der Daiichi Sankyo Company, Limited gefördert. Das TaNeDS-Programm startete 2011 in Japan. Mit dem Ziel die Kooperation japanischer und europäischer Wissenschaftler auszubauen, ist das Programm seit 2013 unter dem Titel »TaNeDS Europe« offen für alle EU Mitgliedsstaaten. 2018 wurde das Programm nochmals erweitert und ist nun unter dem Titel »TaNeDS Global« auch für den Osten der Vereinigten Staaten offen.

 

Ansprechpartnerin

Dr. Anne Breitrück
Telefon +49 381 494-2640
anne.breitrueck@izi.fraunhofer.de