Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie expandiert nach Kanada

Am 19. Januar 2015 wurde in Hamilton, Kanada, die Gründung des Projektzentrums »Biomedical Engineering and Advanced Manufacturing (BEAM)« offiziell besiegelt. Eine Delegation des Fraunhofer IZI, begleitet durch Vertreter der Stadt Leipzig sowie den Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft, hat sich dazu mit hochrangigen Vertretern der Provinz Ontario, der Stadt Hamilton und der McMaster University getroffen, um im Rahmen eines Festaktes die Gründungsurkunde zu unterzeichnen.

Prof. Dr. Alfred Gossner, Vorstandsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft [links] und Prof. Dr. Frank Emmrich, Leiter Fraunhofer IZI [rechts] im Gespräch mit Fred Eisenberger, Bürgermeister der Stadt Hamilton [Mitte].
© Ron Scheffler – McMaster University
Prof. Dr. Alfred Gossner, Vorstandsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft [links] und Prof. Dr. Frank Emmrich, Leiter Fraunhofer IZI [rechts] im Gespräch mit Fred Eisenberger, Bürgermeister der Stadt Hamilton [Mitte].
BEAM Management-Team [v.l.n.r.]: Professor John Brennan (McMaster), Dr. Thomas Tradler (Fraunhofer IZI), Professor Jonathan Bramson (McMaster), Christopher Oelkrug (Fraunhofer IZI).
© Ron Scheffler – McMaster University
BEAM Management-Team [v.l.n.r.]: Professor John Brennan (McMaster), Dr. Thomas Tradler (Fraunhofer IZI), Professor Jonathan Bramson (McMaster), Christopher Oelkrug (Fraunhofer IZI).

Bis 2016 soll nun ein modernes Forschungsgebäude entstehen, in dem kanadische und deutsche Wissenschaftler gemeinsam innovative Produkte und Technologien für die personalisierte Medizin entwickeln werden. Lokalisiert im McMaster Innovation Park wird das Projektzentrum einen starken Fokus auf angewandte Forschung und Entwicklung im Bereich der Lebenswissenschaften und Biotechnologie legen und als Katalysator für die weitere erfolgreiche Entwicklung des Biotech-Standortes Hamilton fungieren. Die Forscherinnen und Forscher werden dabei insbesondere Entwicklungen in den Bereichen der regenerativen Medizin, Zelltherapie und innovativen Diagnostik vorantreiben.

Mehr als 60 Repräsentanten aus Industrie, Regierung und Wissenschaft waren zur feierlichen Unterzeichnung der Gründungsurkunde in der Art Gallery of Hamilton anwesend. Professor Mo Elbestawi, Vizepräsident für Forschung und internationale Angelegenheiten der McMaster University, erläuterte den anwesenden Gästen, warum diese Partnerschaft mit der renommierten Fraunhofer-Gesellschaft einen enormen positiven Einfluss auf die Stadt Hamilton haben wird. »Diese strategische Investition in Hamiltons Bioökonomie wird die Entwicklung hochinnovativer Technologien am Standort und deren erfolgreiche Vermarktung fördern, weitere Top-Talente und Risikokapitalgeber anziehen und Hamiltons Ruf als Zentrum der Gesundheitsforschung stärken«, so Elbestawi.

Professor Patrick Deane, Präsident der McMaster University, dankte Fraunhofer zugleich für die Entscheidung, diese enge Partnerschaft in Hamilton aufzubauen, einem Ort, an dem sowohl Innovationen in der Entwicklung modernster Fertigungsverfahren als auch Innovationen in der Gesundheitsforschung tief verwurzelt sind. »Hamilton ist als Weltmarktführer in der Entwicklung innovativer Fertigungsverfahren anerkannt und hat zudem internationales Renommee in der Gesundheitswirtschaft und den Lebenswissenschaften erlangt«, so Deane. »Die Partnerschaft mit Fraunhofer wird laufende Initiativen in diesen Bereichen nachhaltig ergänzen und die Überführung unserer Forschungsergebnisse in den Markt unterstützen. Davon werden nachfolgende Generationen sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich profitieren.«

Professor Alfred Gossner, Fraunhofer Vorstand Finanzen und Controlling, sprach die Motivation von Fraunhofer an, sich in diesem Vorhaben zu engagieren. »Die Wissenschaftswelt ist vernetzt und wir bei Fraunhofer sehen BEAM als fantastische Möglichkeit, unser eigenes Portfolio zu ergänzen. Gleichzeitig erschließen wir damit das volle Potenzial des kombinierten deutsch-kanadischen Know-hows, um Lösungen für die wichtigsten Herausforderungen in Lebenswissenschaften und Gesundheitsversorgung zu erarbeiten, denen sich unsere Gesellschaft gegenübersieht.«

Professor Frank Emmrich, Leiter des Fraunhofer IZI, erinnerte an den langen und intensiven Anbahnungsprozess für diese Partnerschaft, welche insbesondere auf der herausragenden Reputation der McMaster University und den sich daraus für beide Organisationen ergebenden Synergien basiert. »Wenn zwei so starke Partner zusammenfinden, dann bestehen beste Chancen für die Entwicklung von Technologien und Produkten, die Durchbrüche in ihren jeweiligen Technologiefeldern repräsentieren, beispielsweise in der Automatisierung von Herstellungsverfahren für neue therapeutische Produkte oder bezüglich neuartiger Diagnostika.«

Minister Ted McMeekin und Bürgermeister Fred Eisenberger bestätigten die große Unterstützung von Stadt und Provinzregierung für das Projekt. Beide Sprecher hoben dabei auch die Fähigkeit der McMaster University hervor, globale Partnerschaften zu etablieren, die neben Innovationen in der Gesundheitswirtschaft auch wirtschaftliche Vorteile für die Menschen generiert.

»Stellen Sie sich die Ängste vor, die zerstreut werden, wenn wir das Rätsel von Alzheimer lösen würden; die Tränen, die vergossen werden, wenn wir eine Heilung für Diabetes fänden; und der Jubel, der weltweit ausbrechen wird, wenn wir Krebs besiegen können«, so McMeekin. »Dies gelingt nur durch exzellente Gesundheitsforschung und das ist es, worum es hier geht«. Eisenberger nannte die Partnerschaft zwischen der McMaster University und dem Fraunhofer IZI ein exzellentes Beispiel, wie verschiedene Regierungsebenen mit ihren universitären Partnern zusammenarbeiten können, um aus neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen resultierende wirtschaftliche Chancen zu nutzen. »Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass BEAM als Magnet für gleichgesinnte innovationsorientierte Branchen und Unternehmen in unsere Stadt wirkt«, so Eisenberg.

BEAM hat bereits ca. 8 Million CAD Fördermittel eingeworben, hälftig aufgeteilt zwischen der Stadt Hamilton und der Provinz Ontario.

Das Management von BEAM wird von einem deutsch-kanadischen Expertenteam übernommen. Jonathan Bramson, Professor für Pathologie und Molekulare Medizin an der McMaster Universität sowie Canada Research Chair in Translational Cancer Immunology und Dr. Thomas Tradler, Leiter Business Development am Fraunhofer IZI wurden als geschäftsführende Direktoren berufen. John Brennan, Professor für Chemie und Biologische Chemie sowie Canada Research Chair in Bioanalytical Chemistry and Biointerfaces und Christopher Oelkrug, Gruppenleiter Immuntherapie und Onkologie am Fraunhofer IZI wurden zu Direktoren von BEAM ernannt.

Das zukünftige Managementteam brachte seinen Dank und die große Freude über den erreichten Erfolg zum Ausdruck. »Als wir 2011 mit der Suche nach möglichen Partnern in Kanada begannen, wurden wir von Anfang an umfassend durch die Botschaft von Kanada in Berlin unterstützt« so Tradler. »Diese große Unterstützung durch die Botschaft wurde im weiteren Verlauf des Vorhabens kontinuierlich fortgesetzt und hat uns sehr dabei geholfen, zusammen mit weiteren Partnern wie der Fraunhofer-Gesellschaft, der Stadt Hamilton und der Provinz Ontario wichtige Meilensteine im Vorhaben zu erreichen. Dafür möchten wir all diesen Partnern herzlich danken und deren ganz wesentlichen Beitrag zum Gelingen dieses spannenden Vorhabens hervorheben.«

Bramson betonte vor allem die vielversprechenden Kommerzialisierungsaussichten von BEAM, welche er als Katalysator für die Entwicklung innovativer Produkte und Technologien für die personalisierte Medizin beschrieb. »BEAM wird stets offen für die gesamte wissenschaftliche Gemeinde sein. Unsere Erwartungen für BEAM sind unter anderem die Etablierung zahlreicher neuer Partnerschaften sowie eine Reihe von Unternehmensausgründungen innerhalb der kommenden fünf Jahre«, führte er aus und fügte hinzu, dass BEAM bereits das Interesse von mehr als einem Dutzend deutscher und kanadischer Unternehmen im Hinblick auf mögliche gemeinsame Projekte gewinnen konnte.

Über BEAM

Das Projektzentrum BEAM (Biomedical Engineering und Advanced Manufacturing) wird bis 2016 eine moderne Forschungsinfrastruktur auf ca. 2.000 m2 Fläche errichten und im McMaster Innovation Park in Hamilton, Kanada angesiedelt sein. Das an der McMaster University angegliederte Forschungszentrum soll dabei den Kern einer neuen Industriebranche am Standort Hamilton repräsentieren, die basierend auf Forschungs- und Entwicklungskooperationen Unternehmensausgründungen und Partnerschaften mit Unternehmen zur Kommerzialisierung neuer Technologien beitragen wird. BEAM wird angewandte Forschung in den Technologiefeldern zellbasierende Therapeutika, diagnostische Verfahren und Geräte, neuartige Biomaterialien sowie innovative Herstellungsverfahren und Automatisierung betreiben. Bereits laufende Projekte adressieren unter anderem neuartige Biosensortechnologien welche die Echtzeitüberwachung von Herstellungsverfahren für zellbasierende Therapeutika ermöglichen sowie die Entwicklung von Diagnostika und entsprechenden Herstellungsverfahren im Industriemaßstab für die Point-of-care Diagnostik.

Weitere Ansprechpartner

Business Development und Patentmanagent
Dr. Thomas Tradler
Telefon +49 341 35536-9305
thomas.tradler@izi.fraunhofer.de