Schnelltest für Trachom-Augeninfektion liefert erste vielversprechende Ergebnisse

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Ein am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI entwickelter molekularbiologischer, chipbasierter Schnelltest zur Diagnose der Augeninfektion Trachom hat sich in ersten Studien als vielversprechend erwiesen. Die Ergebnisse der gemeinsam mit der London School of Hygiene & Tropical Medicine und dem Kilimanjaro Christian Medical Centre, Tansania, durchgeführten Studie sind jetzt im Fachjournal »Parasites & Vectors« erschienen. Die Entwicklung des DjinniChip wurde im Rahmen des ClearTrachoma-Projekts der Nonprofit-Organisation Task Force for Global Health in einem Programm der Coalition for Operational Research on Neglected Tropical Diseases (COR-NTD) gefördert.

Dr. Natalia Sandetskaya vom Fraunhofer IZI (li.) und eine Feldkrankenschwester vom KCMC bei der Feldstudie in Tansania.
© Fraunhofer IZI
Dr. Natalia Sandetskaya vom Fraunhofer IZI (li.) und eine Feldkrankenschwester vom KCMC bei der Feldstudie in Tansania.

Die hoch ansteckende Augenerkrankung Trachom, die unbehandelt bis zur Erblindung führen kann, wird durch eine Infektion mit Chlamydia trachomatis hervorgerufen. Vor allem in tropischen Regionen mit mangelhaften hygienischen Verhältnissen zählt das Trachom zu den häufigsten Augenerkrankungen. Der Erreger wird durch direkten Kontakt übertragen, beispielsweise durch gemeinsames Benutzen von Waschlappen oder Handtüchern. Aber auch Fliegen können zum Infektionsüberträger werden, indem sie sich in die Lidwinkel setzen und die Augen infizieren.

Für den von der Fraunhofer IZI-Arbeitsgruppe MicroDiagnostics entwickelten molekularbiologischen DjinniChip, ein Schnelltest der eine isothermale DNA-Amplifikation (LAMP) mit Lateral Flow-Detektion kombiniert, ist keine Laborinfrastruktur nötig. Auch die Auswertung kann gerätefrei, mit bloßem Auge erfolgen. Zu Feldforschungszwecken wurden im vergangenen Jahr mehr als 350 Augenabstriche aus der Probensammlung des Kilimanjaro Christian Medical Centre auf Chlamydia trachomatis getestet. Die Tests führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowohl im Labor als auch im Feld durch.

Die jetzt im Fachjournal »Parasites & Vectors« erschienen Ergebnisse sind vielversprechend. Der DjinniChip erwies sich als einfach zu handhaben und lieferte schnelle Ergebnisse auch im Feld. »Das war einer der Schwerpunkte für uns bei der Entwicklung, die Unabhängigkeit des Testsystems von einer Laborinfrastruktur. Mit einem solchen gerätefreien Nachweis mit bloßem Auge kann der DjinniChip beispielsweise auch in ländlichen Gebieten Afrikas eingesetzt werden«, erläutert Dr. Natalia Sandetskaya, Wissenschaftlerin am Fraunhofer IZI, die maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war.

Mit dem DjinniChip konnten in der Studie viele Infektionsfälle und Nicht-Infektionsfälle mit Chlamydia trachomatis korrekt diagnostiziert werden. Allerdings zeigte das Testsystem noch nicht die erwartete hohe Sensitivität, also positive Fälle auch als positiv zu erkennen. Das Team prüft jetzt, ob es sich dabei um die Folge einer Kontamination innerhalb der zu testenden Proben handeln könnte und arbeitet an einer weiteren Verbesserung der Technologie. Neben einer besseren Testleistung wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den DjinniChip integrierter und benutzerfreundlicher gestalten. Im Blick haben sie dabei auch, das Anwendungsspektrum auf andere Indikationen zu erweitern. Gerade in Zeiten einer Pandemie, zeigt sich wie groß der Bedarf an zuverlässiger Schnelldiagnostik ist, die helfen könnte, das Infektionsgeschehen besser einzuschätzen.